Freitag, 20. Februar 2015

der pressetermin









Pressemitteilung
mit Fotos
von der Übergabe der drei Koffer



Ein Koffer für die letzte Reise.
Bemerkenswerte Ausstellung im März 
für drei Wochen in Schwerte.
Bürgermeister Heinrich Böckelühr, 
die ehemalige Oberschichtmeisterin Diethild Dudeck
und Pfarrer Iwan packen Koffer.

Die Hospiz-Initiative-Schwerte freut sich sehr, den Schwerter Bürgerinnen und Bürgern mit der Ausstellung „Einmal Jenseits und zurück – Ein Koffer für die letzte Reise“ ein echtes Highlight bieten zu können. Vom 6. bis zum 27. März werden über 100 Koffer in der Kirche St. Thomas Morus in Villigst zu sehen sein, die Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Religion und Lebenshaltung für ihre letzte Reise, die Reise nach dem Tod gepackt haben.

Die Ausstellung geht zurück auf den mittlerweile verstorbenen Bestatter Fritz Roth aus Bergisch-Gladbach, der für sein Engagement für einen anderen Umgang mit Tod und Trauer in ganz Deutschland bekannt geworden ist. Schwerpunkt seiner Arbeit war das „Haus der menschlichen Begleitung“ in Bergisch Gladbach. Das Ensemble auf einem licht bewaldeten Hügel an der Stadtgrenze gilt international als Modell. Eher einem Landhotel als einem Bestattungsinstitut ähnelnd, integriert es die Private Trauer-Akademie, die „Villa Trauerbunt“ für trauernde Kinder, die Gärten der Übergänge und Deutschlands ersten privaten Friedhof.
Fritz Roth entwickelte die Idee zu dieser Wanderausstellung, die in den vergangenen Jahren in vielen Orten Deutschlands gezeigt worden ist, aber auch im Ausland wie in Moskau, Wien und Luzern. So gibt es nun über 100 identische Koffer, aber über 100 verschiedene Inhalte.

„Was nehme ich mit? Was brauche ich?, wird zu einer philosophischen und ebenso intimen Frage“, erläutert Klaus Marquard, evangelischer Pfarrer im Ruhestand und einer der Organisatoren der Ausstellung. „Einen Koffer für die letzte Reise ins Jenseits packen, wer käme da nicht ins Grübeln und wer wäre da nicht neugierig auf das Gepäck der anderen?“, fragt Marquard.

Neugierig darf man auch auf die Koffer sein, die von Schwerter Bürgerinnen und Bürgern gepackt werden und in der Ausstellung zu sehen sind. Bürgermeister Heinrich Böckelühr, der ehemaligen Oberschichtmeisterin und Ehrenvorsitzenden des Hansevereins Diethild Dudeck und dem katholische Pfarrer Peter Iwan überreichten die Ausstellungsorganisatoren je einen leeren Koffer mit der Bitte, ihn nach ihren Vorstellungen und Wünschen für ihre letzte Reise zu packen. Sie alle stellen sich dieser Herausforderung, für die man Zeit und Muße braucht, darin ist man sich einig. „Ideen habe ich schon“, verriet Heinrich Böckelühr, „aber das will wohl bedacht sein und ich nehme mir die nötige Zeit.“ Diethild Dudeck hat bereits eine Entscheidung für einen Teil des Inhalts getroffen. „Meinen Ehrenring der Stadt Schwerte und die damit verbundene Urkunde müssen in den Koffer,“ erklärt sie, „denn Schwerte war und ist ein solch wichtiger Bestandteil meines Lebens, weshalb ich nicht ohne ihn reisen möchte.“ Pfarrer Iwan verrät noch nichts und gibt zu bedenken: „Möchte ich etwas mitnehmen, was ich im Jenseits zu brauchen glaube oder möchte mit dem Kofferinhalt etwas von mir hinterlassen, z.B. eine Botschaft an die Lebenden?“



Einig sind sich alle, dass ihr Koffer wohl immer auch eine Momentaufnahme sein wird. „In einem Jahr würde ich vielleicht etwas ganz anderes hinlegen“, spekuliert Frau Dudeck, „ denn mein Verhältnis zu meinem Leben und zu meinem Tod verändert sich stetig durch die neuen Erlebnisse und Erfahrungen.“

Zusätzliches Schwerter Kolorit entsteht durch eine künstlerische Arbeit der Schwerterin Anne Agel. Sie hat unter dem Titel „Zwei Frauen, ein Koffer, sechs Nachtschränkchen“ Hinterlassenschaften zweier Frauen archiviert und so ihren Blick auf das Leben von Menschen festgehalten.


Die Ausstellung ist an sechs Tagen in der Woche bei freiem Eintritt von 11:00h bis 18:00h geöffnet. Montags ist sie geschlossen. Zur Vernissage am Freitag, den 06. März von 18:00h bis 20:00h wird David Roth, der Sohn des Initiators zu Gast sein.

Ein Rahmenprogramm mit Musik, Lesungen, Gesprächen und Debatten ergänzt die Ausstellung. Die Termine sind dem in Schwerte ausliegenden Programm-Flyer und den einschlägigen Veranstaltungshinweisen zu entnehmen. Mit einem Poetry Slam (Dichterwettstreit) am Freitag 20.3. ab 19:30h in der evangelischen Kirche in Villigst wollen die Organisatoren ein Experiment wagen und vor allem junge Menschen ansprechen, sich der letzte Reise dichterisch zu nähern.




Jochen Bösel, Hospiz-Akademie Schwerte





von links: Klaus Marquard, Pfr. Peter Iwan, 
Bürgermeister  Heinrich Böckelühr,
Diethild Dudeck, Jochen Bösel






Fotos von Helmut Bernhardt